Hämatologie

Erkrankungen des Blutes

Was bedeutet Hämatologie?

Hämatologie ist der Teil der Inneren Medizin, der sich mit den Erkrankungen des Blutes beschäftigt. Dies umfasst einerseits die bösartigen Erkrankungen des Blutes zum anderen aber auch eine Vielzahl „gutartiger“ Erkrankungen.

 

Zu den bösartigen Erkrankungen gehört die große Gruppe der Leukämien, aber auch die bösartigen Erkrankungen des Knochenmarks, der Milz und der Lymphknoten (also im weiteren Sinne aller blutbildenden Organe), ebenso auch ein Teil der Blutbildungsstörungen (sogenannte Myelodysplasien). Von all diesen Erkrankungen gibt es eine Vielzahl von Untergruppen und Einzeldiagnosen, die sich in ihren Symptomen, ihrer Ausprägung und ihrer Bedeutung für den Patienten ganz erheblich voneinander unterscheiden können.

 

So können akute Leukämien innerhalb weniger Wochen tödlich enden, andere Patienten mit chronischen Leukämien überleben Jahre und zum Teil Jahrzehnte, sogar ohne dass eine Behandlung erforderlich ist. Genauso breit ist das Spektrum der Lymphknoten- und anderen Bluterkrankungen. Hier kommt es also immer auf eine möglichst präzise und vollständige Diagnostik, die in aller Regel nur durch Zuhilfenahme weiterer Spezialdisziplinen möglich ist, an.

 

„Gutartige“ Bluterkrankungen können harmlose, individuelle Laborabweichungen sein, die sich vielleicht zufällig im Rahmen eines Check-up finden (z.B. verringerte Zahlen an weißen Blutkörperchen), oder sie verursachen chronische Beschwerden (z.B. erhöhte Infektneigung), können aber auch langfristig zu schwersten Beeinträchtigungen und lebensbedrohlichen Folgeerkrankungen führen (z.B. angeborene Blutbildungsstörung) - deshalb steht der Begriff „gutartig“ in Anführungszeichen.

 

Ebenfalls in die Kategorie der gutartigen Bluterkrankungen gehören die Störungen der Blutgerinnung, die sowohl angeboren wie erworben sein können, und die sich durch eine Blutungsneigung oder Blutgerinnselbildung (Thrombosen) äußern können.

 

Und schließlich ist auch unser Immunsystem Teil des Blutes und der blutbildenden Organe, sodass Störungen in diesem Bereich, von einer subjektiv gehäuften Infektneigung bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen, ebenfalls einer hämatologischen Abklärung bedürfen.

Untersuchungsmethoden

Nach Erhebung der Krankengeschichte und Untersuchung auf Lymphknoten- oder Milzveränderungen ist die allererste Untersuchung naturgemäß die genaue Analyse des Blutbildes, auch unter dem eigenen Mikroskop, und umfangreiche Laboranalysen auf Störungen der Zusammensetzung des Blutes (z.B. der Blutgerinnung oder der Abwehrfaktoren) und im Hinblick auf Erkrankungen anderer Organe, die häufig Veränderungen der Blutzusammensetzung mit sich bringen können.

 

Diese Analysen müssen sehr häufig durch Spezialtests ergänzt werden, z.B. Analysen einzelner Blutgerinnungsfaktoren, insbesondere aber genaue Charakterisierung auffälliger Zellen durch immunologische und molekulargenetische Spezialuntersuchungen. Nur dadurch gelingt es, Untergruppen einzelner Erkrankungen exakt zu definieren (z.B. die vielen möglichen, voneinander unabhängigen Leukämieformen), nur anhand dieser exakten Zuordnung ist auch eine zielgerichtete Therapie möglich, und schließlich ermöglichen diese Untersuchungen auch die Abschätzung von Schweregrad und Prognose einer Erkrankung.

 

Bei vielen, insbesondere den bösartigen Erkrankungen des Blutes, reichen zur genauen Diagnosefindung die Blutuntersuchungen aus dem sog. peripheren Blut nicht aus sondern müssen ergänzt werden durch direkte Analyse der im Knochenmark stattfindenden Blutbildung.

 

Dies geschieht durch eine Knochenmarkspunktion, bei der, wie bei einer Blutentnahme, Knochenmarksblut direkt aus dem Beckenkamm angesaugt wird und dann wieder mit den verschiedenen Spezialmethoden (mikroskopisch, am Gewebebild, immunologisch, zytogenetisch …) umfangreich aufgearbeitet wird.

 

Wir führen die Knochenmarkpunktion (ebenso wie die endoskopischen Untersuchungen) in Sedierung/Kurznarkose (mit Propofol) durch, sodass die Untersuchung für den Patienten völlig beschwerdefrei ist; Risiken (Blutungen, Infektionen) sind extrem selten.

 

Erkrankungen der Lymphozyten/Lymphknoten erfordern häufig zusätzlich die Lymphknoten-Gewebeentnahme, um auch hier zu einer vollständigen und exakten Diagnose als Voraussetzung für Therapieentscheidungen zu gelangen.

Therapiemaßnahmen

Auch in der heutigen Zeit gibt es - bei ganz speziellen Erkrankungen - noch den Jahrhunderte-alten Aderlass; in der Regel erfolgen die Behandlungen medikamentös oder durch Ersatz fehlender Blutbestandteile, z.B. durch Transfusionen (diese können wir tagesgleich und ambulant anbieten).

 

Das Spektrum möglicher medikamentöser Therapieverfahren ist enorm vielfältig: Maßnahme der Blutverdünnung oder Eiseninfusionen, Chemotherapien (siehe hierzu Abschnitt Onkologie), zunehmend aber durch Einsatz sogenannter zielgerichteter Therapien, die ganz bestimmte Zelleigenschaften, die in / auf gesunden Zellen nicht oder nur in geringem Maße vorhanden sind, ausnutzen, um hierüber einen günstigen Krankheitsverlauf zu erzielen.

 

So können Medikamente gewissermaßen einen Schalter, der zur Überaktivität kranker Zellen führt, ausschalten. Dieser „Schalter“ kann sich auf der Zelloberfläche, ebenso aber auch im Zellinneren oder Zellkern, wo die Ablesung und Ausführung von Gen- Eigenschaften erfolgt, befinden. Diese Medikamente können Tabletten oder Infusionen sein, Antikörper, die kranke Zellen markieren und mit zerstören, aber auch Wachstumsfaktoren, die die Neubildung gesunder Zellen beschleunigen sollen.

 

Gemeinsam ist all diesen zielgerichteten Maßnahmen, dass die negativen Auswirkungen auf gesunde Zellen und den Gesamtorganismus geringer sind als bei Therapien, die zwischen gesunden und kranken Zellen nicht unterscheiden können. Zunehmend komplex wird das Gebiet nicht nur durch die rasante wissenschaftliche Entwicklung, sondern auch durch die Möglichkeiten, diese verschiedenen Therapieformen miteinander zu kombinieren.

 

Manche Erkrankungen der Blutbildung, z.B. bestimmte akute Leukämien oder das von den Abwehr-Eiweiße bildenden Zellen ausgehende multiple Myelom, werden heute zusätzlich bzw. zentral mit einer sogenannten Hochdosistherapie mit Maßnahmen der Blutstammzelltransplantation behandelt. Diese aggressiven Therapiemaßnahmen erfolgen in einer hämatologischen Spezialklinik und erfordern vom Zeitpunkt der Diagnosestellung an bis zur Nachbehandlung die engmaschige Zusammenarbeit zwischen Klinik und ambulanter Spezialpraxis.



Terminvereinbarung und Therapieabläufe